Das WALDWUNDER hat tiefe Wurzeln
sein Ursprung liegt in der Mathematik und der Liebe zur Natur
sein Ursprung liegt in der Mathematik und der Liebe zur Natur
Die Geschichte des WALDWUNDERS …
… beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts, als Mathematiker eine Form der Geometrie entdeckten, mit der gewellte, krause, organische Strukturen formelhaft berechnet werden können – die hyperbolische Geometrie. Lange glaubte man, dass solche hyperbolischen Strukturen nicht in einem konkreten Modell abgebildet werden können. 1997 entdeckte die Mathematikerin Daina Taimina, dass sie mit Häkelnadel und Garn hyperbolische Formeln nachbilden kann. Sie konnte endlich ihren Studenten räumliche Objekte ihrer Studien in die Hand geben! Damit revolutionierte Daina Taimina nicht nur diesen spezifischen Teil der Mathematik, sondern sie katapultierte die Jahrhunderte alte Handarbeits-technik Häkeln aus der biederen Heimchen-am-Herd-Ecke in die öffentliche, wissenschaftliche Wahrnehmung.
Weiter geht es in Los Angeles im Jahr 2005 mit den Schwestern Margret und Christine Wertheim. Margret ist Wissenschaftsautorin, ihre Schwester Christine Professorin an einer Kunstuniversität in Los Angeles. Sie besitzen gemeinsam das „Institut For Figuring“. In dieser Organisation führen sie Projekte durch, in denen sie die ästhetische und poetische Dimension von Wissenschaft und Mathematik thematisieren.
Margret und Christine griffen die Entdeckung von Daina Taimina auf, dass sich die krausen, gewellten, bizarren Formen von Korallen, Schwämmen, Tang durch Häkeln abbilden lassen. Sie riefen über ihr Institut dazu auf, gemeinsam mit ihnen Korallen für ein großes Riff zu häkeln. Mit dieser Riff-Installation wollten sie auf die Gefährdung der realen Korallenriffe in den Weltmeeren aufmerksam machen. Museen wie das Andy Warhol Museum (Pittsburgh Pennsylvania) und das Chicago Cultural Center wurden aufmerksam auf diese ungewöhnliche Form des Umweltaktivismus. Das Interesse an der „Häkelkunst gegen das Korallensterben“ stieg sprunghaft. In den folgenden Jahren entstanden weltweit weitere gehäkelte Riffe nach dem Vorbild der Wertheims. In Deutschland war 2022 eine große Aktion mit tausenden Beteiligten im Frieder Burda Museum in Baden-Baden.
Konnie Keller, vielseitige Künstlerin aus Roßdorf bei Darmstadt, beteiligte sich auch mit einigen gehäkelten Korallen an diesem Projekt. Aber sie ging dann darüber hinaus. Sie übertrug die Idee, Natur aus Garn nachzubilden, auf das Ökosystem, das uns in Deutschland näher liegt als ein Korallenriff – den Wald. In ihren gehäkelten „Waldstücken“ erweiterte sie die Häkelstruktur der Korallen auf andere organische, pflanzliche Objekte. Sie schuf Skulpturen und Wandbilder mit Elementen des Waldes wie Pilze, Moos, Rinde, Flechten als „gehäkelte Kunst-Statements für den Erhalt unserer Wälder“. Denn wie die Korallenriffe ist auch der Wald vielfach bedroht und gefährdet.
Im März 2023 begegneten sich Konnie Keller und Dorothea Hafer, Vorsitzende des Vereins Kultur und Kunst Leinsweiler e.V., auf der Handarbeitsmesse „Nadelwelt“ in Karlsruhe. Aus diesem Treffen entstand in wenigen Wochen das Konzept für ein gemeinsames Projekt. Die beiden Frauen wollten nach dem Vorbild der Schwestern Wertheim ein Kunstwerk schaffen, zusammen mit möglichst vielen Menschen, die sich für die Idee begeistern können. Und wie bei Margret und Christine Wertheim sollte dieses Kunstwerk auf die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur hinweisen. Es sollte ein Aufruf werden, sich die kleinen Wunder der Natur innerhalb eines Waldes bewusst anzusehen.
Leinsweiler ist ein kleiner Ort in der Südpfalz, nahe bei Landau, und gehört zum Kreis Südliche Weinstraße. Der Landrat des Kreises Südliche Weinstraße, Dietmar Seefeld, übernahm die Schirmherrschaft für das Projekt WALDWUNDER und die Pressestelle des Landkreises informierte die Medien im Umkreis. Presse und regionale Fernsehsender griffen das Thema auf. So erreichte die Idee des gehäkelten Waldes eine große Öffentlichkeit. Über einhundert Frauen meldeten sich, um an diesem Kunstprojekt teil zu nehmen. Nicht wenige von ihnen hatten sich bereits am Korallenriff in Baden-Baden beteiligt und waren begeistert von dieser neuen Dimension der Idee.
Im Oktober 2023 begann mit einem Einführungsworkshop durch Konnie Keller eine intensive Zeit für die Teilnehmerinnen. Zuhause oder bei Treffen in Leinsweiler und anderen Orten entstanden mehr als 5.000 gehäkelte Teile, Elemente des großen WALDWUNDERs. Alle Teile wurden im März 2024 nach Roßdorf in das Atelier von Konnie Keller gebracht.
Zunächst entwarf die Künstlerin eine Plattform aus Holz für das Kunstwerk, die von einem Schreiner so gebaut wurde, dass sie zerlegbar und damit leicht zu transportieren ist. Hierauf wurde der „Pfälzerwald in Schnur und Garn“ aus tausenden einzelnen Elementen kunstvoll arrangiert. Auf drei runden Plattformen entstanden unter aktiver Beteiligung einiger Häklerinnen sogenannte Satelliten, die das große Objekt begleiten. Zwei unterschiedliche Sandsteinfelsen nehmen dabei Bezug auf die pfälzische Berglandschaft.
Von jeder Häklerin wünschte sich Konnie mindestens einen Fliegenpilz und schuf daraus das Fliegenpilzuniversum. Dieses „Universum“ zeigt besonders eindrucksvoll die Individualität der Teilnehmerinnen und die künstlerische Hand von Konnie Keller.
Das fertige Kunstwerk wurde im Foyer des Kreishauses der Südlichen Weinstraße aufgebaut. Bereits die Vernissage am 16. Juni 2024 erzielte große Aufmerksamkeit und die folgende Ausstellung wurde von hunderten interessierten und begeisterten Menschen besucht. Jetzt ist das WALDWUNDER – der „Pfälzer Wald in Schnur und Garn“, das „Fliegenpilzuniversum“ und die beiden „Sandsteinfelsen“ – bereit zu reisen. Als Wanderausstellung ist der gehäkelte Wald jetzt Botschafter der Projektidee.
Doch auch ein Wanderer braucht immer wieder einen festen Standort. Dieses Zuhause soll in einem ehemaligen Gemischtwarenladen in Leinsweiler entstehen. Ein perfekter Platz für das Kunstwerk – mitten im Ort, mit Schaufenster und einem ausreichend großen Raum dahinter. Allerdings sind dafür einige Renovierungsarbeiten erforderlich – hier wartet das nächste „Waldwunder-Projekt“ auf den Kulturverein.